Kommunale Energiekonzepte im liberalisierten Energiemarkt

Eine Methode zur Identifizierung geeigneter Handlungsfelder
- dargestellt am Beispiel Stadt Gütersloh -

2000

Kurzfassung

Kommunale Energiepolitik ist seit den neunziger Jahren vor allem Klimapolitik. Ein wichtiges Ziel ist die Senkung der Emission von Treibhausgasen zur Abschwächung des globalen Treibhauseffekts. Die Liberalisierung des Energiemarkts ab 1998 hat die Rahmenbedingungen kommunaler Klimaschutzaktivitäten verschoben. Insbesondere die Umlage des finanziellen Aufwands auf die Energiepreise ist kaum noch möglich. In Verbindung mit den finanziellen Engpässen in vielen Kommunen und sinkendem öffentlichen Interesse entsteht erheblicher Rationalisierungsdruck auf Klimaschutzmaßnahmen. Eine gängige Strategie im Umgang damit ist die Konzentration der Aktivitäten auf geeignete Schwerpunkte, das heißt hier: besonders effizient umsetzbare Handlungsfelder der Emissionsminderung.

Eine Methode zur Identifikation geeigneter Handlungsfelder wird vorgestellt und beispielhaft für die Stadt Gütersloh in Westfalen erprobt. Die möglichen Alternativen werden bezüglich ihres mobilisierbaren Reduktionspotentials untersucht und verglichen. Die Vorgehensweise erfordert keine flächendeckenden Erhebungen, sondern basiert auf Gesamtverbrauchsdaten, die bei zentralen Akteuren vorhanden sind. Mit Hilfe von stark differenzierten Durchschnitts-werten in Verbindung mit strukturellen Parametern der Kommune wird der Verbrauch weiter unterteilt.

Die Ermittlung der Potentiale erfolgt zweistufig. Die technischen Potentiale auf der Grundlage typischer Maßnahmen und weiterer Durchschnittswerte erlauben eine Vorauswahl. Für die wichtigsten Handlungsfelder werden mobilisierbare Potentiale eingeschätzt, indem zusätzlich die Wirtschaftlichkeit, die lokale Akzeptanz und die erforderlichen Umsetzungszeiträume einbezogen werden. Der Vergleich der mobilisierbaren Minderungspotentiale untereinander und mit deren Nebeneffekten bildet die Entscheidungsbasis für die politische Auswahl der gewünschten Schwerpunkte.

Für Gütersloh werden deutlich unterschiedliche technische Potentiale ermittelt. Die Ableitung mobilisierbarer Potentiale kann nur beispielhaft durchgeführt werden. Die Anwendung zeigt, daß die eingesetzte Methode eine geeignete Grundlage für die politische Schwerpunktsetzung liefern kann. Für das Anwendungsbeispiel Gütersloh ist keine klare Handlungsempfehlung möglich, da die mobilisierbaren Potentiale nur beispielhaft ermittelt wurden. Bereits diese Handlungsfelder verdeutlichen jedoch, daß auch unter geänderten Rahmenbedingungen noch erhebliche Reduktionspotentiale bestehen. Deren Mobilisierung ist nur mit spürbarem finanziellen Engagement der Kommune möglich. Zudem wird aufgedeckt, in welchem Maße sich der Mobilisierungsaufwand für ähnlich große Potentiale unterscheiden kann. Dabei ist zu vermuten, daß sich diese Erkenntnisse auch auf andere Kommunen übertragen lassen.

Kommunaler Klimaschutz ist auch unter geänderten Rahmenbedingungen sinnvoll.